Drangsal –»Exit Strategy«
Es gibt ein neues Album von Drangsal. Es heißt »Exit Strategy« und es handelt von Liebe und Schönheit, von Zweifel und Unzufriedenheit und von Identität. Wer bin ich? Wer war ich und wer will ich sein? Das sind die Fragen. Die Antwort: Eine »Exit Strategy«, einAusweg aus dem Stillstand.In seiner Musik hat Drangsal die »Exit Strategy« schon gefunden: Hier ist alles möglich. Man hört einem Künstler zu, der wirklich keine Grenzen mehr kennt. Zu Beginn wird das Gehör mit vertrauten Geräuschen, mit klingelnden Postpunk–Gitarren umpuschelt. Der Schein ist von kurzer Dauer: Prompt folgen schnappatmende Streicher und Tomtoms im tockernden Fünf–Viertel–Takt. Zeit zum Atmen bleibt keine, das Titelstück bricht unverhofft herein, verbindet hysterisch gellende Eurodance–Synthie–Fanfaren mit Stadionchören, kratzt dabei mal eben an den 200 Beats per Minute. Prestonennt man das —sehr schnell. Es pressiert, keine Drangsal ohne Drang, der Krach im Kopf wird einfach mit noch mehr Krach übertönt.»Exit Strategy« ist das Dokument eines gereiftenKünstlers. Drangsal hat noch nie so frei musiziert und so wandlungsreich gesungen wie hier, und er hat auch noch nie so wagemutig und schillernd getextet: von der Gegenwart zurück in die deutsche Romantik und wieder voran bis zum restringierten Code der Generation Z. »Exit Strategy« ist reich an Facetten, aber —das ist das Tolle daran —es ist dabei nicht beliebig: Alles passt aneinander, jede noch so abseitig scheinende musikalische oder lyrische Volte fügt sich bruchlos in ein großes Bild. Drangsal hat Musik und Text selbst geschrieben, bedient auch die meisten Instrumente. Einzelne Refrains komponierte er gemeinsam mit Live–Gitarrist Oliver Heinrich, für einige Zeilen holte er Rat bei Podcast–Partner Casper oder Dirk von Lowtzow ein, in den Chören sind unter anderem Ilgen–Nur und Mia Morgan zu hören,diewiederkehrenden Violinen Sam Vance–Law zuzuschreiben. Bei einem Studiobesuch steuerteMax RiegerdemOpener ausuferndes Gitarren–Feedback bei. Als Produzent hat zum ersten Mal Patrik Majer (Wir Sind Helden, Rosenstolz, Lemonbabies) gewirkt.Mit ihm ist es Drangsal gelungen, seine Kunst dorthin zu führen, wohin sie von Anfang wollte. Er erschafft nun eine Musik, die außer ihm keiner erschafft; eine Musik, die keine stilistischen Grenzen und auch keine Geschmacks–und Schamgrenzen kennt. Das letzte Stück auf dem Album, »Karussell«, ist eine irre Abfolge country–esquer Pedal–Steel–Gitarren mit melodramatischem Gesang, besoffenem Jahrmarktsgedengelund schließlich Lautsprecher–sprengenden Bumsbeats.»Exit Strategy« ist die logische Konsequenz aus dem bisherigen Drangsal’schen Schaffen. Es ist noch reicher, noch wagemutiger, noch grenzenloser in seiner Verwendung von allen nur denkbaren musikalischen Mitteln: Aus dem Dorfjungen, der aus »Harieschaim« in die große weite Welt zog, ist ein Künstler geworden, der aus den unterschiedlichsten musikalischen und lyrischen Traditionen ein ebenso mannigfaltiges wie in sich geschlossenes Werk zu erschaffen versteht.